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Los Patronales 2016

Was isch des? „Los patronales” – also “die Patronen” sind hier in Jima sowas wie ein Gemeindevolksfest oder –kirmes. Im Park sind Trink- und Essstände von Colmado-Besitzern (Erklärung folgt) aufgebaut, die alle das Gleiche anbieten. Es gibt auch Einige, die Plastikspielzeug und Seifenblasen sowie blinkenden Kopfschmuck verkaufen sowie ein paar Glücksspielanbieter. Auch ist eine Festbühne aufgebaut, wo am Wochenende Musiker auftreten werden. Das Ganze ist, wie könnte es anders sein, mit einer Woche in der man jeden Tag in die Kirche zur Messe mit jeweils anderen Themen geht, verbunden. Deswegen auch der Name „los patronales“. Also der tägliche Ablauf für eine Woche von Samstag bis nächste Woche Sonntag ist der Messebesuch und dannach heißt es „fiesta en el parque“!


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Die Woche davor. Vorbereitungen

Eine Besonderheit, die im Entschiedungsprozess schon Wochen davor für allgemeine Aufregung und Spannung gesorgt hat, sind die „Gemeindeadligen“ –Königin, Cokönigin und Prinzessin „reina, virreina y princessa“ – die jedes Jahr aufs neue von den Organisatoren bestimmt werden. Genau weiß ich nicht wie der Prozess abläuft, aber was ich mitbekommen habe ist, dass ein motivierter Facebookpost von einer Freundin mit ordentlich likes ziemlich hilfreich sein kann, wenn man Adelige werden will. Als am Donnerstagabend meine Gastschwester mit leuchtenden Augen und zitternden Händen mit den Worten „Todos estan abajo!-Alle sind unten!“ in unser Zimmer gestürmt kam und wir daraufhin nach 2-Minuten-Notfall-Aufhübschen in das überfüllte Wohnzimmer kamen, war klar, dass Winifer, meine Gastschwester, die diesjährige Königin sein wird. Meine kleine Gastschwester Wilmary und meine Gastmutter Finiwaren ganz aus dem Häuschen, mein Gastbruder Wilmer war wohl etwas verlegen und mein Gastvater nahm die erfreuliche Nachricht mit einem kritischen Grummeln (sein „kleines Mädchen“ wird zur Königin?!) entgegen. Den Rest der Woche sprach man über nichts anderes, und zu mir kamen in der Schule Etliche, um mir alles Gute zu wünschen, die Hand zu schütteln oder mich zu befragen, wie man sich als Schwester der Königin so fühlt. Donnerstag und Freitag ging Winifer statt in die Schule zur Kleideranprobe, Mani- und Pediküre und was man sonst noch als Jima-Royal so zu erledigen hat. Jaja, so ein Leben als Königin ist ganz schön anstrengend…

Samstag. Krach und Krönung Das Kleid hängt, die Nägel sind gemacht, die Krone liegt bereit und der Wecker kliungelt –genauergesagt um 3:30 denn auf 4:00 hatte sich die Parade bestehend aus allen in Jima die schon so früh aufwaren, Trommlern und Trompeter, angekündigt, die die werdende Königing „aus ihrem Bett trommeln“ sollten. Letzendlich kamen sie dann rund 1 ½ h später, aber dafür mit ordenlich Krach und Geschrei! Gemeinsam maschierten, tanzen und hüpften wir dann unseren weg zur Musik (Merengue und auch Weihnachtslieder wie Jingles Bells,…) Richtung Park, wo alle in ihren teilwaise noch Pyjamas zu 2-3 Liedern tanzen und mit Königin und Co herumhüpften um dann wieder nach Hause zu gehen. Für Winifer hieß es dann ab in den Salon. Vormittags Haare, Nachmittags Make-up und abends kurz vor dem Gottesdienst, an in die Stilettos und – Wo bleibt der &Tüll?! Dann gings statt mit der Kutsche mit dem Pick-up zur Kirche, wo ich meine erste katholische Messe miterlebte. Nach der energischen Predigt (Dominikaner halt ;) und Abendmahl für Kommunion- und Firmungsschülern, ging es zu heutigen Höhepunkt der Messe: die Kröning der Königin. Nach dem ganzen Prozedere und einem letzen Segen, gab die Kirchenband zum Abschluss Merengue zum Besten und alle strömten raus, um entweder nach Hause oder gleich in den Park, wo man Königin, Cokönigin und Prinzessin beglückwünschen oder um ein Foto bitten konnte. Später, nachdem wir uns umgezogen hatten, ging es noch auf eine Geburtstagsfeier eines Freundes und gemeinsam liesen wir den langen Tag noch länger werden :)

Sonntag. el disfile-der Festumzug Nach der Sonntagsmorgen Messe und nachdem Winifer den Vormittags wieder im Salon verbracht hatte und auch ich mich nach dem Mittagessen in Schale – und die Drei in Tüll- geworfen hatte, hieß es statt um 14:30 los, warten bis der Regen vorbei ist. Zwei Stunde später fuhr mein Gastvater dann die drei Damen in Tüll zum Wendepunkt des geplanten Umzugs und wir gingen Richtung Park, wo er uns dann mit dem Platano-Wagen (kleiner LKW mit Ladefläche) aufsammelte. Heute dauerte es zwar doppelt so lange zum Park zu kommen, da ganz Jima Abajo auf den Beinen, Wagen oder Motos war aber nach vielem Hin und Her saß ich dann mit Charisse und Melissa, den zwei besten Freundinnen von Winifer, auf dem Dach des Lkw. Dann machten wir uns auf dem Weg Richtung Jima Arriba, wo der Umzug dann von dem Königinenwagen angefürht werden sollte. Die anderen ‚Umzugs’wägen waren mit Haufen Lautsprechern und Bäassen beladene Plátanowägen, auf denen –meist mit einheitlichen T-Shirts und Caps- um die 20-30 Leute zu der überlauten Musik herumturnten. Dann nach dem ‚Wendepunkt‘, ging es wieder Richtung Jima Abajo, wo es oft zu Stau auf dem Weg kam, aber da überall Musik und gute Stimmung war, hatte mit dem Warten keiner ein Problem. Dann ging es, bei der schnell einbrechender Dunkelheit, durch das menschenüberfüllte Jima Abajo und ungefähr so lang wie nach Jima Arriba in die andere Richtung zum nächsten Dorf. Zum Ende fing es wieder an zu nieseln, aber das machte bei der Stimmung keinem was. Nach dem Umzug verstand ich den Namen ‚los patronales‘ auch besser. Dieser bezieht sich nämlich nicht nur auf die Messe sondern auch auf die verschiedenen Patronen und Maskotchen, die sich die Gruppen oder Familien auf ihre T-Shirts gedruckt haben. Von Krispy der Clown von den Simpsons über Yippies bis zu Pollititos ‚Hähnchen‘ war alles dabei.

Montag bis Donnerstag. Bachata und Regetton Montag und Dienstag hatten wir, zu aller Freude, wegen der Unwetterwarnung in einigen Provinzen (Puerto Plata, Nagua, LaVega,…) keine Schule. Bei uns in Jima Abajo kam zwar kein Unwetter an, aber gegen schulfrei hatten auch die Lehrer, die größtenteils auch täglich zu den Patronales gingen, nichts einzuwenden. So wurde jeden Tag um sieben in die Messe gegangen (Ich kam um 20:30 immer nach) und abends lief ich entweder mit Winifer und ihren Freunde Runden im Park – man muss dem Volk ja seine täglich wechselnde Outfits präsentieren- , redete mit Freunden oder tanzte mit diesen. Da unter der Woche noch keine Künstler auftraten, wurde aus den Bühnenlautsprechern Charts, Bachata und Regetton gespielt, und es war jeden Abend ein gemütliches Beisammensein.

Freitag. Shalow Shaq Mit Regen und vorabentlicher Ungewissheit über das Stattfinden der Schule, wachte ich Freitag morgen vollkommen übermüdet auf. Da es prasselnd regnete und dies bedeutete, dass die Schule sowieso 1-2h später anfangen würde (bei Regen – auch bei jedem kleinsten Nieseln- ist das eine Entschuldigung für allgemeines Zuspätkommen), blieb ich einfach liegen:). Als ich später unten beim Frühstücken saß, und weder meine Gastschwester noch mein Gastbruder Anstalten machten aufzustehen, und meine Gastmutter dazu auch nichts sagte, hieß es einen Tag schulfrei mehr – bei den Patronales geht das schon mal… Nach der abentlichen Routine ging ich mit Sophie (italienische Austauschschülerin, die als einzige mit mir hier in Jima plaziert ist) und Freunden ein Helado- Eis essen. Jaja… Eis im November, und zwar nicht auf der Frontscheibe! Abends war dann im Park schon mehr los, da sich Shalow Shaq – ein bekannter dominikanischer Chart Sänger- angekündigt hatte. Bei der guten Musik, machte auch der leichte Nieselregen nichts.

Samstag. Quimico Ultra Mega Nach schönem langen Ausschlafen und einem entspannten Samstag ging es Abends wie gewohnt (für mich später) zur Kirche und danach in den heute komplett überfüllten Park. Klar: kein Regen, Wochenende, super Musik, super Stimmung. Heute standen auch endlich die ‚juegos tecnicos‘ – Karusell, Schiffsschaukel und ‚Riesen’rad. Nach einer Fahrt mit dem ‚Riesen’rad, bei dem es eher um Schnelligkeit und die sich fast überschlagenden Gondeln ging, musste ich natürlich antworten, dass es „unglaublich schnell und hoch“ ist. Im Gegensatz zum Canstatter Wasen, ist das hier natürlich nichts aber für alle in der Umgebung war das DIE Attraktion. Pina Colada habe ich mir heute auch gegönnt (keine Angst-ohne Rum) und kleiner Tipp: wenn man sagt ‚bitte ohne Eis, sind die Getränke – mit oder ohne Alkohol- für 1€ ein echtes Schnäppchen.

Sonntag- Salsa und Burrito Nach erneutem schöööönen langen Ausschlafen und entspannten (wenn auch wie immer alleinigem) Frühstück, ging es heute für Winifer zu finalen Aufhübschen in den Salon. Meine Gastmutter bereitete unterdessen das Mittagessen -Fisch – für den Sonntag zu. Nach einem entspannten und auch etwas produktiven (surprise,surprise… comes soon…) Nachmittag, hieß es abends Tacos und Burritos essen. In meiner Familie ist es wie in vielen üblich, dass man Sonntag etwas ‚besonderes‘ wie Tacos, Eis, Pizza (oder was hier als solche verkauft wird) oder Pica Pollo (erklärung kommt bald…), isst. Mit gut gefüllten Mägen ging es dann direkt zum Park wo heute wieder viel (nicht soviel wie am Samstag) los war. Dann hieß es wieder Runden drehen, Leute begrüßen und so weiter. Abends spielte dann auf der Bühne eine Salsa-Gruppe und zwischendrin wurde der Königin, Coköigin und Prinzessin für ihre Dienste gedankt. Abends ging es dann wieder vieeel zu spät ins Bett, aber da sowieso alle Schüler und auch Kehrer bis spät im Park waren, hatten am Montag alle Verständnis für das allgemein schläfrige Gemüt.

Zum Schluss... Übrigens stehen die Bühne und die ‚juegos tecnicos‘ noch eine weitere Woche, allerdings sind die meisten Stände abgebaut und die offiziellen ‚Patronales‘ sind zu Ende.

Auf jeden Fall war diese eine Highlight-Woche für mich auch wenn ‚los patronales‘ nicht so spektakulär wie der Wasn oder die Karnevalsumzüge ist. Trotz der Einfachheit hat es mir mega gefallen! Ich hoffe euch dieser Bericht auch:)

Eure Sophia Info: Der Pico Trip wurde nochmals abgesagt und soll nun vom 17-21.12 stattfinden… Hoffen wir mal das Beste!

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